Moderne Umwelttechnologien für die Kreuzfahrtbranche
Die Kreuzfahrtindustrie ist die mit am stärksten wachsenste Branche im Tourismus. Mit steigenden Passagier- und Umsatzzahlen geht auch vermehrt öffentliches Interesse sowie eine größere soziale Verantwortung einher. Die großen Reedereien standen vor allem aufgrund der gesundheits- und umweltschädlichen Emissionen massiv in der Kritik und wurden als Umweltsünder an den Pranger gestellt. Seit einigen Jahren investieren sie daher in moderne Technologien, die in den neuen Schiffen direkt zum Einsatz kommen und mit denen ältere Schiffe nachgerüstet werden sollen.
Bessere Abgasfilter und alternative Treibstoffe
Zwei Neuerungen spielen dabei eine zentrale Rolle: Einerseits der Einsatz verbesserter Abgasfilter, andererseits die Verwendung alternativer Treibstoffe, wie Flüssigerdgas (LNG). Um die Luftqualität vor allem in den angefahrenen Hafenregionen zu verbessern, sollen modernste und mehrstufige Abgasreinigungssysteme in die Schiffe eingebaut werden, um Stickoxid und Rußpartikel aus den Abgasen herauszufiltern. Und während bisher fast ausschließlich Schweröl und Schiffsdiesel als Treibstoff verwendet wurden, soll in Zukunft vermehrt Flüssigerdgas zum Einsatz kommen, denn es enthält keinen Schwefel und ist somit sehr viel umweltfreundlicher.
Landstromversorgung in Hamburg
Eine weitere Neuerung, die Emissionen vermeiden soll, ist die Versorgung mit Landstrom während der Liegezeit im Hafen, um die Energie nicht aus Schiffsdiesel beziehen zu müssen. Jedoch verfügt bisher in Europa lediglich Hamburg (Terminal Altona) über eine entsprechend leistungsstarke Infrastruktur. Diese wurde im Juni 2016 mit dem Anlauf der AIDAsol eingeweiht und dabei direkt dem ersten Praxistest unterzogen. Die Pilotphase endete mit dem letzten Anlauf der AIDAsol im September, mit dem die Anlage den Praxistest mit sechs Stunden Vollversorgung mit Landstrom endgültig erfolgreich bestanden hat. Leider wird die Anlage, die rund 10 Millionen Euro gekostet hat, bisher nur wenig genutzt. Daher melden sich kritische Stimmen, die zu bedenken geben, dass sich die teure Anlage so nicht auszahlen wird.
AIDA ist Vorreiter unter den Reedereien
AIDA tut seit einigen Jahren sehr viel in Sachen Umweltschutz. Nachdem der NABU der Reederei 2011 den Negativ-Preis „Dinosaurier des Jahres“ verliehen hatte, ernannte AIDA 2012 Monika Griefahn, die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete und Mitbegründerin von Greenpeace Deutschland, zur Direktorin für Umwelt- und Gesellschaft. Es folgten millionenschwere Investitionen in umweltfreundlichere, innovative Technologien. 2016 wurde das jüngste Flottenmitglied, die AIDAprima, im NABU Kreuzfahrt-Ranking zum umweltfreundlichsten Schiff gewählt.
Hindernisse und Stolpersteine
Trotzdem werfen der NABU und andere Umweltschutzorganisationen den Reedereien Green-Washing vor. So lamentieren sie, die Unternehmen täten immer noch zu wenig, um die Ozeanriesen sauberer zu machen und setzten neue Technologien aus Kostenspargründen nicht konsequent ein. AIDA weist die Schuld von sich und kontert, dass dies an noch ausstehenden Genehmigungen, beispielsweise was die Zulassung für das neue Abgasfiltersystem von AIDAprima seitens der EU betrifft, und an nicht vorhandener Infrastruktur in den Häfen liege.
Auch der Deutsche Reiseverband beklagt die fehlende Infrastruktur und die Trägheit der Behörden, die das Vorankommen in Sachen Umweltschutz behinderten. So könne bisher nur an wenigen Orten das umweltfreundlichere Flüssigerdgas getankt werden oder, wie bereits erwähnt, das Schiff mit Landstrom versorgt werden. Der DRV erklärt in seinen Politikthemen 4/2016: „Hier ist die Politik gefordert – zumal sie in vielen Fällen Eigner der verantwortlichen Logistikgesellschaften ist“.
Jedoch sind die Bemühungen von AIDA und anderen Reedereien trotz eventueller Schwierigkeiten und Hindernisse definitiv ein entscheidender Schritt in richtige Richtung. Daher bleibt zu hoffen, dass die innovativen und umweltfreundlicheren Technologien möglichst bald noch konsequenter und flächendeckend zum Einsatz kommen.
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Zusammengefasst: Für unsere eiligen Leser
Immer mehr Menschen verbringen ihren Urlaub an Bord eines Kreuzfahrtschiffes. Neue Technologien, wie modernere Abgasfiltersysteme und die Nutzung von Flüssigerdgas als Treibstoff, sollen die Emissionen der Schiffe deutlich reduzieren und die Ozeanriesen somit umweltfreundlicher machen. AIDA hat in den letzten Jahren Millionen in Modernisierungsmaßnahmen zum Umweltschutz gesteckt und ist mit der AIDAprima derzeit Spitzenreiter, was das Thema Umweltfreundlichkeit betrifft. Doch fehlende Infrastruktur in den Häfen und ausstehende Genehmigungen behindern noch den konsequenten Einsatz dieser Technologien.
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