Walfang: AIDA boykottiert Färöer-Inseln weiterhin

Wie wir bereits berichteten, wurde im Juni 2015 das färingische Walfanggesetz geändert. Seither ist jeder dazu verpflichtet, die Sichtung von Walen im Küstenbereich umgehend den Behörden zu melden. Diese entscheiden dann über die Freigabe der Säugetiere zum Walfang. Wer der Meldepflicht nicht nachkommt, dem drohen Geld- und Haftstrafen. Das gilt für Einheimische und Besucher – also auch für Crew und Gäste von Kreuzfahrtunternehmen wie AIDA Cruises.
AIDA bezieht Position
Dr. Monika Griefhahn, die Direktorin für Umwelt und Gesellschaft bei AIDA Cruises, äußert seit 2013 den Unmut des Unternehmens bezüglich des Walfangs gegenüber dem Premierminister der autonomen Inselgruppe unter dänischer Krone. Bislang sind ihre Bemühungen jedoch vergeblich geblieben. Ende Juni 2016 hat die Reederei laut Ostsee-Zeitung gegenüber dem Hagener Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) versichert, den 2015 erstmals verhängten Anlaufstopp vorerst bis 2017 zu verlängern. AIDA distanziert sich damit „ausdrücklich“ vom Walfang.
Tier und Mensch schützen
Neben den Walen sollen durch den Boykott auch Gäste und Crew geschützt werden – schließlich soll niemandem aufgrund eines nicht gemeldeten Tiers eine Strafe drohen. AIDA Cruises richtet sich damit auch nach der Empfehlung des WDSF, den Gästen – das betrifft vor allem Kinder – den Anblick getöteter Wale zu ersparen. Zudem wird aufgrund der Schwermetallbelastung und Umweltgiften vom Genuss des Walfleisches abgeraten.
Hintergründe: Tradition Walfang
Grindwalfleisch ist auf den Färöer-Inseln seit der Wikingerzeit eine wichtige Nahrungs- und Vitaminquelle. Auf den kargen Inseln gibt es kaum für die Landwirtschaft geeignete Flächen. Die Bevölkerung versorgte sich also durch „Grindradráp“. Der Walfang wird bis heute nicht kommerziell, sondern zur Selbstversorgung betrieben. Das Fleisch der getöteten Tiere wird nach einem traditionellen Schlüssel an alle Gesellschaftsmitglieder verteilt. Auch wenn heute jederzeit und überall alle Lebensmittel verfügbar sind – auch auf den Färöern – bleiben das Walfleisch und die damit verbundenen Traditionen ein wichtiges Kulturgut für die Menschen dort. „Grindadráp“ ist Teil der färingischen Identität. Der hohe kulturelle Wert ist auch der Grund, weshalb die Färinger derzeit nicht vom Walfang absehen. Obwohl das Ausbleiben der Reisenden für die färingische Wirtschaft Einbußen im Tourismusgeschäft bedeutet.
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Zusammengefasst: Für unsere eiligen Leser
Auf den Färöer-Inseln wird seit der Wikinger-Zeit an der Tradition des Walfangs festgehalten. Das Hagener Wal- und Delfinschutzforum verurteilt diese Tradition. AIDA Cruises hält sich an die Empfehlung des WDSF und läuft färingische Häfen vorerst nicht an. Aus dem klaren Statement des Unternehmens gegen den Walfang ergeben sich Umroutungen.
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